EmoCycling. Individuelles Sicherheitsempfinden von Radfahrenden in Karlsruhe | Bachelorarbeit Ida Rockenbach

Bachelorarbeit von Ida Rockenbach am Institut Entwerfen von Stadt und Landschaft, Fachgebiet Stadtquartiersplanung, Prof. Markus Neppl und Dr. Peter Zeile und am Institut für Verkehrswesen IFV, Prof. Peter Vortisch und Dr. Clotilde Minster.

In vielen deutschen Städten und Kommunen kommt die Entwicklung des Radverkehrsanteils nur langsam voran. Verschiedene Studien zeigen, dass das fehlende Sicherheitsempfinden für viele Menschen in diesem Kontext ein zentrales Hemmnis darstellt. In der vorliegenden Arbeit wird ein Ansatz zur Untersuchung des individuellen Sicherheitsempfindens von Radfahrenden entwickelt und anhand einer kleinen Studie in Karlsruhe getestet. Grundlage hierfür ist das Konzept von EmoCycling, das physiologische Stressreaktionen von Radfahrenden über Sensoren erfasst und damit neuralgische Punkte im Verkehrsnetz sichtbar macht. Der Untersuchungsaufbau von EmoCycling wird im Rahmen der Studie um die Methode eines, am Lenker befestigten Push Buttons ergänzt. Mithilfe des Push Buttons können die Probanden während der Fahrt Stresssituationen markieren. Die markierten Stresspunkte werden im Anschluss an die Fahrt auf einer Karte visualisiert und von den Probanden in einem Fragebogen kommentiert.

Ziel der Studie ist es, zu evaluieren inwiefern die Stressmessung und die Methode des Push Buttons verkehrsplanerisch relevante Ergebnisse zur Gestaltung einzelner Verkehrsanlagen liefern. Ein Vergleich der beiden Erhebungsmethoden zeigt, dass sich die Ergebnisse der Methoden gegenseitig bestätigen und zugleich um relevante Informationen ergänzen. Während die Angaben der Probanden zu den markierten Stresspunkten wichtige Informationen zur tatsächlichen Wahrnehmung der Radfahrenden liefern, dokumentiert die Stressmessung Situationen, die in den Angaben der Probanden aus verschiedenen Gründen keine Beachtung finden. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen das Potential von Untersuchungsansätzen, die subjektive Angaben und objektivierte Faktoren vereinen.

In Kooperation mit Institut für Verkehrswesen IFV, Prof. Peter Vortisch und Dr. Clotilde Minster

Digitalisierung in der Raumentwicklung

Ein tolles Ergebnis, neben der hervorragend organisierten Konferenz der Schweizer Ingenieursgeometer „ISG 100“ zum hunderjährigen Jubiläum des Verbandes in Lausanne war auch die Möglichkeit, einen Beitrag zum Thema „Digitalisierung“ für das Bundesamt für Raumentwicklung ARE verfassen zu dürfen. Die Zeitschrift „Forum Raumentwicklung“  befasst sich in ihrer aktuellen Ausgabe mit der „Vielfalt der Facetten auf, die mit der Digitalisierung einhergehen. Ziel ist es, Chancen zu nutzen, aber auch Risiken frühzeitig zu erkennen – so wie dies der Bundesrat in seiner Strategie für eine digitale Schweiz formuliert hat. Dabei könnte vieles, was angesichts des hohen Tempos der Veränderungen heute als digitale Errungenschaft
gilt, morgen bereits ähnlich veraltet wirken“, so Ulrich Seewer, Vizedirektor Mobilität, Raum und Infrastruktur.

Sehr zu empfehlen ist die Homepage und die Veröffentlichungen des ARE. Mein Artikel ist in deutsch, französisch und italienisch verfügbar. Danke nochmals für die Übersetzung.

Urban Emotions auf ARTE

Nun ist es soweit.

Kann man Gefühle vermessen?

wird am Dienstag, den 17.01.2017 um 17:00 Uhr auf arte ausgestrahlt. Die Wiederholungen werden ausgestrahlt am Mittwoch, den 18.01.2017 um 07:45 Uhr und am Samstag, den 21.01.2017 um 7:00 Uhr auf arte.

Die Moderatoren Dörthe Eickelberg und Pierre Girard während der Auswertung des Experimentes mit mir im Betahaus. [Foto mit freundlicher Genehmigung von Spiegel TV]

„Weltweit arbeiten Wissenschaftler daran, technisch lesbar zu machen, was uns bewegt. Kann man Gefühle vermessen? Lässt sich digital erfassen, was uns fasziniert, ängstigt, begeistert oder stresst? Die „Xenius“-Moderatoren Dörthe Eickelberg und Pierre Girard treffen den Stadtplaner Dr. Peter Zeile. Ausgestattet mit sensibler Messtechnik erkunden sie Emotionen im urbanen Raum.

Besprechung der Ergebnisse im Betahaus [Spiegel TV]


Kann man Gefühle vermessen? Lässt sich digital erfassen, was uns fasziniert, ängstigt, begeistert oder stresst? Weltweit arbeiten Wissenschaftler daran, technisch lesbar zu machen, was uns bewegt. Sie vermessen Mimik, Sprache und Gestik. Datenbrillen übermitteln in Echtzeit, wie wir uns gerade fühlen. Das Interesse an dieser Forschung ist riesengroß. Werbetreibende, Produktentwickler, Stadtplaner – sie alle wollen verlässliche Daten über unsere Vorlieben und Abneigungen. Und auch Psychologen hoffen auf technische Unterstützung: Gemeinsam mit Informatikern arbeiten sie an Avataren, die einfühlsam auf echte Menschen reagieren und unsere Emotionen deuten können. Was heute noch wie Science Fiction klingt, kommt der Realität immer näher: Virtuelle Therapeuten unterstützen Psychologen schon heute bei der Diagnose von Depressionen und Traumata. So kann das Maschinenwesen Ellie ihre eigene Körpersprache mit Gestik, Mimik und Stimmlage ihres Gegenübers synchronisieren. Das Gespräch soll Ärzte nicht ersetzen, sondern erste Hilfe bieten, wenn im Notfall zunächst kein echter Therapeut verfügbar ist. Das „Xenius“-Moderatorenteam Dörthe Eickelberg und Pierre Girard ist samt sensibler Messtechnik mit dem Stadtplaner Dr. Peter Zeile unterwegs, um die Emotionen im urbanen Raum zu erkunden …“ [Quelle: ARTE Xenius]

https://youtu.be/bYtKmThCUAE

Da das Video leider bei ARTE nicht mehr direkt verfügbar ist, hier ein Youtube-Video mit dem Beitrag.

EmoMapping von Barrieren | Sven Beyel

[ Abstract ]

Im Zuge des demographischen Wandels ist ein deutlicher Anstieg des Bevölkerungsanteils an  Seniorinnen und Senioren (Personen ab 65 Jahren) in Deutschland abzusehen. Dadurch wächst auch die Anzahl der mobilitätseingeschränkten und behinderten Menschen. Insbesondere für die Gruppe der über 80-Jährigen spielen barrierearme Wege eine große Rolle. Sie stellen dementsprechend eine zunehmend wichtiger werdende Herausforderung für die räumliche Planung dar.
In einer Pilotstudie wurde hierfür im Bochumer Stadtteil Querenburg versucht, Barrieren
(nach DIN 18040-3 etc.) in einem „barrierefreien Stadtplan“ zu erfassen. Es stellt sich jedoch
die Frage, ob es tatsächlich diese Barrieren sind, die bei den mobilitätseingeschränkten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern Stress verursachen. Um diesen Sachverhalt zu klären, wurde die Technik des „EmoMapping“ (dt. Emotionskartierung) verwendet. Dieses Verfahren dient dazu, Emotionen von einzelnen Personen zu erfassen und zu verorten. Zu diesem Zweck wurden Testpersonen mit einem Alterssimulationsanzug, einem GPS-Logger zur
Erfassung der geographischen Position sowie einem Sensorarmband, welches die  Hautleitfähigkeit und die Hauttemperatur misst, ausgestattet. In Testläufen wurden durch Erkennung von Mustern besondere Situationen, in denen die Probanden Stress empfanden, positionsgenauerfasst.
Anschließend wurden die Messdaten des GPS-Loggers und des Sensorarmbandes ausgewertet
und kombiniert. Die daraus resultierenden Ergebnisse wurden als Dichtekarten (Heatmaps) in einem Geoinformationssystem dargestellt. Diese ermöglichen eine Interpretation der Daten.
Da die Auswertung der Daten aus dem EmoMapping bislang nicht automatisiert und über
verschiedene Software durchgeführt wurde, konnten die Daten nicht sehr zeitnah ausgewertet
werden. Auch der Arbeitsaufwand war als relativ hoch einzustufen. Deshalb wurde im Rahmen dieser Bachelorarbeit ein Werkzeug entwickelt, mit welchem sich die einzelnen Arbeitsschritte
der Auswertung automatisiert durchführen lassen. Das Tool wurde in der frei verfügbaren Programmiersprache „R“ entwickelt und erleichtert den bisherigen Arbeitsablauf der Auswertung deutlich. Dadurch wird in Zukunft eine intensivere Nutzung der Emo-
Mapping-Methode ermöglicht.

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Urban Emotions Projektbeschreibung

Die räumlichen und sozialen Strukturen einer Stadt wie z.B. Gebäude, Verkehrs-Infrastruktur, Parkanlagen ebenso wie die Dynamik der damit verbundenen menschlichen Aktivitäten und zugrundeliegenden Prozesse können, als menschliche Reaktion auf derartige urbane Kontexte, unterschiedliche kollektive aber auch individuelle menschliche Empfindungen auslösen. Die Berücksichtigung solcher Emotionen in bürgerzentrierten räumplanerischen Prozessen ist eine große Herausforderung um das sich grundlegend ändernde Planungsverständnis in einer Netzwerkgesellschaft formgebend mitzugestalten.

Ziel des Urban Emotion Projektes ist es die Entwicklungstendenzen der Echtzeit-Humansensorik und Crowdsourcing-Ansätzen in sozialen Netzwerken für die Extraktion von kontextueller Emotionsinformation zur Entscheidungsunterstützung in der räumlichen Planung zu analysieren und als neue Methodik für Stadt- und Raumplanung weiter zu entwickeln. Diese Methodik umfasst unter anderem die Korrelation zwischen aus psycho-physiologischen Smartband-Sensormessungen extrahierten Emotionen (People as Sensors), und verschiedenen VGI-Datenbeständen (Twitter, Instagram, Flickr, etc.). Hierbei wird insbesondere auf die Themen Datenschutz und Umgang mit personenbezogenen Daten eingegangen.

Die Forschungsergebnisse von Urban Emotions werden neue und zusätzliche Einblicke in das komplexe Wirkungsgefüge Mensch-Sensor-Stadt (Raum) geben. Diese Einblicke werden durch neuartige Techniken zur Visualisierung der analysierten Daten und deren Aufbereitung für Prozesse der Stadtplanung zur Validierung von bisherigen planerischen Maßnahmen ermöglicht. Dies wird am Beispiel der Städte Heidelberg, Kaiserslautern, Salzburg und Boston (USA) demonstriert. Planungspraktiker erhalten eine entsprechende Methodenübersicht welche als zusätzliche Handlungsempfehlung verwendet werden kann.

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

dfg_logo_schriftzug_blau_org

 

Projektpartner

cpe_logo_tukl

Computergestützte Planungs- und Entwurfsmethoden, TU-Kaiserslautern
Dr. Peter Zeile
giscience_logo GIScience, Universität Heidelberg
Dr. Bernd Resch
salzburg ZGIS_Universität Salzburg
Ass.-Prof. Dr. Bernd Resch

 

 

 

 

 

 

Urban Emotions an der Harvard University

Im September haben Bernd und ich während eines Forschungsaufenthaltes am Harvard MIT Data Center des CGIS der Harvard University weitere humansensorische Messungen durch geführt. Auch hier standen Radfahrer wieder im Mittelpunkt der Untersuchung. Ausgestattet mit GPS, der People as Sensors-App, dem Bioharness, Smartband und GoPro Kamera gingen in einer Woche 12 Probanden auf die Strecke. Dabei wurde Material von knapp 30 Stunden Fahrrad fahren in Cambridge und Boston Central gesammelt. Ergebnisse dazu demnächst hier.

Auf dem GI_Forum in Salzburg konnten wir unsere Ergebnisse vorstellen. Die Publikation ist im GI_Forum Journal erschienen und kann hier direkt eingesehen werden.

Urban Emotions auf dem GI_Forum2016

Auf der diesjährigen AGIT2016 bzw. dem GI-Forum haben wir unsere neue Publikation präsentieren dürfen. Im Rahmen der Session „Urban Geoinformatics“ durfte ich im Namen meiner Co-Autoren Bernd Resch, Martin Loidl, Andreas Petutschnig und Linda Dörrzapf „Urban Emotions Bicycle Experience – enriching bicycle traffic planning with human sensor data“ vorstellen. Der Artikel ist GI_Forum Journal unter Open Access publiziert und kann GI_FORUM Journal abgerufen werden.

Hier ist der englische Abstract zur Publikation:

Even though much research has been conducted on the safety of cycling infrastructures, most previous approaches only make use of traditional and proven methods based upon datasets such as accident statistics, road infrastructure data, or questionnaires. Apart from typical surveys, which are known to face numerous limitations from a psychological and sociological viewpoints, the question of how perceived safety can best be assessed is still widely unexplored. Thus, this paper presents an approach for bio-physiological sensing to identify places in urban environments which are perceived as unsafe by cyclists. Specifically, a number of physiological parameters like ECG, skin conductance, skin temperature and heart rate variability are analysed to identify moments of stress. Together with data gathered through a People as Sensors app, these stress levels can be mapped to specific emotions. This method was tested in a pilot study in Cambridge, MA (USA), which is presented in this paper. Our findings show that our method can identify places with emotional peaks, particularly fear and anger. Although our results can be qualitatively interpreted and used in urban planning, more research is necessary to quantitatively and automatically generate recommendations from the measurements for urban planners.

Hier auch noch einige Twitterreaktionen aus der Session.

 

TV-Aufnahmen in Berlin

Das Projekt „Urban Emotions“ wird demnächst bei ARTE als Beitrag im Magazin Xenius vorgestellt. Ich war dazu mit einem Team von Spiegel TV am 29.6.2016 in Berlin, um dort am Alexanderplatz und im Betahaus ein Live-Experiment durchzuführen.

Die beiden Moderatoren konnten vor Ort auf einer knapp 6 km langen Strecke verschiedene interessante Punkte wie die Oberbaumbrücke, East Side Gallery, aber auch spezielle städtebauliche Situation wie das Cottbuser Tor anfahren.

Der Sendetermin für den Beitrag ist für das 3. oder 4. Quartal 2016 anvisiert.

EmoCyclingConcept | Dennis J. Groß

Potentiale der emotionalen Stadtkartierung für Radverkehrskonzepte am Usecase Worms

[  Zusammenfassung ]

EmoCyclingConcept verwendet Methoden der Humansensorik zur Identifizierung von potenziellen Stresspunkten bei Radfahrenden. Sensoren zeichnen georeferenzierte Vitaldaten auf. Sie lassen Rückschlüsse auf das psycho-physiologische Empfinden zu, die mitunter als Stress interpretiert werden können. Die resultierenden Erkenntnisse können (Verkehrs-) Planern helfen die Ursachen von Problemstellen zu erkennen um Maßnahmen abzuleiten. Dieser Beitrag stellt die Methode vor und diskutiert die aus der Studie gewonnenen Ergebnisse hinsichtlich der technischen Optimierung sowie des planerischen Nutzens.

 

[ Abstract ]

The EmoCyclingConcept uses methods of human sensoring to identify potential locations of stress in urban traffic for cyclists. Therefore sensors measure vital data of people while geo-locating it. In further analysis the psycho-physiological data can then be interpreted as stress. The knowledge drawn from the results can help planners to identify the specific reasons of problems to derive suitable measures. It also can be seen as an instrument of participation. This article describes the applied method and discusses the results regarding technical optimization and the usefulness for planning.

Abstracts are taken from: Groß, D., & Zeile, P. (2016). EmoCyclingConcept – Potenziale der emotionalen Stadtkartierung. In J. Strobl, B. Zagel, G. Griesebner, & T. Blaschke (Eds.), AGIT: Journal für Angewandte Geoinformatik (pp. 273–278, Vol. 2). Berlin, Offenbach: Wichmann Verlag.